Mit der Cyanotypie, dieser speziellen Drucktechnik, die mit Sonnenlicht reagiert und das Papier blau färbt, fanden wir dann auch das passende Verfahren. Die Technik hat uns nicht nur wegen ihres unwiderstehlichen Blautons angesprochen, auch das schier unendliche Experimentierpotential hat einen ganz besonderen Reiz. Mit über zwanzig Kinder, die auf ihre je eigene Weise mit dieser Technik geforscht haben, kam ein Experimentieren auf sehr hohem Level in die Gänge.
Wie lässt sich beispielsweise mit Transparenz spielen und so eine Tiefenwirkung erzielen? Wie erzeuge ich spannende Effekte mit Bewegung, mit verschieden langen Belichtungseffekten, mit Strukturen, Durscheinen, Abdecken, Zeichnen auf Folie, usw.? Die Erfahrungen und Erkenntnisse, die sich während des offenen Experimentierens angesammelt haben und ausgetauscht wurden, liessen dichte, komplexe und starke Bilder entstehen.
Die Technik wurde so auch dem grossen Alters- und Erfahrungsunterschied der Gruppe gerecht, die sowohl 5-jährige Kinder wie auch 13-jährige Jugendliche umfasste. Sie liess überaus komplexe Bildlösungen zu, war in ihrer Einfachheit jedoch auch für jüngere Kinder geeignet. Die Bildwerdung, das langsame Erscheinen des Blautons im Sonnenlicht - diesem Zauber konnte sich letztlich niemand entziehen.
PS.: Wie so oft, wenn man in offenen Settings arbeitet, entstehen ungeplante und überraschende Dinge. Der in den Wartezeiten von den Kindern ohne unser Zutun gezeichnete Flicken-Teppich von «Dingen, die es nicht gibt» (siehe letztes Bild) gefällt uns ausnehmend!